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Beahitse

Gemeinde Beahitse

Die Gemeinde Beahitse ist ca. 1.400 km2 groß. Von den ca. 21.000 Einwohnern sind 52 % unter 17 Jahren. Die Bevölkerung verteilt sich auf 21 Ortschaften (Fokontany).

Beahitse ist eine rein ländliche Gemeinde. Bei nur 40 Regentagen im Jahr ist tropisches Trockenklima vorherrschend. Die überwiegend flache, nur gelegentlich hügelige Landschaft ist geprägt durch Savannen und Pseudosteppe, sowie durch Trockenwälder. Es überwiegt die Viehzucht (Zebus, aber auch Ziegen und Schafe), wobei der Besitz von Zebus nicht nur von ökonomischer sondern vor allem auch sozialer Bedeutung ist. Ackerbau spielt angesichts des Wassermangels nur eine untergeordnete Rolle. Die Felder sind klein (ca. 0,5 ha pro Familie); angebaut werden Mais und Maniok. In schlechten Zeiten müssen sich die Familien mit dem Sammeln von Früchten über die Runden bringen.

Beahitse ist eine, auch für madagassische Verhältnisse, sehr arme Gemeinde. Nur 16 der 26 Dörfer haben eine Schule. Trotzdem hat sich der Schulbesuch von 580 Schülern/Schülerinnen im Jahr 2004 auf 1604 im Jahr 2007 erhöht. Es gibt nur wenige gut befahrbare Pisten, keine Elektrizität und nur eine Krankenstation mit einer einzigen Fachkraft.

Die Gemeinde hat zusammen mit der gtz einen kommunalen Entwicklungsplan aufgestellt. Danach ist der Wassermangel ein Kernproblem der Gemeinde. Es gibt nur 3 geschützte Brunnen. Im übrigen versorgt die Bevölkerung sich und das Vieh aus 68 Wasserstellen und – während der Regenzeit – aus ca. 60 Tümpeln. Die Frauen müssen häufig weite Wege von bis zu 10 km zurücklegen, um Wasser zu holen. Teilweise wird das Wasser in Fässern mit Zebukarren herangeschafft und zu 200 bis 300 Ariary (ungefähr 8 bis 10 Cent) pro Eimer (in der Trockenzeit auch mehr) verkauft. Überwiegend ist das Wasser von schlechter Qualität, nicht selten auch salzig. Ein erheblicher Prozentsatz der Krankheiten in der Gemeinde (Diarrhöe, sonstige Magen-Darmkrankheiten, Bilharziose, Hautkrankheiten) kommen vom schlechten Trinkwasser. Der Wassermangel hat auch gravierende Folgen für die Hygiene. Aus diesen Gründen haben Mitarbeiter der gtz vorgeschlagen, dass sich der Arbeitskreis Entwicklungshilfe e.V. Eching als nächstes in dieser Gemeinde mit dem Bau von Brunnen engagiert.

Ursprünglich wollten wir 20 Brunnen in der Gemeinde Beahitse errichten. In Laufe der Bohrarbeiten hat sich jedoch herausgestellt, dass die geologischen Verhältnisse erheblich schwieriger waren, als nach einer Vorstudie angenommen. Deshalb konnten nur sechs Brunnen fertiggestellt werden. Mit der Gemeinde wurde deshalb besprochen, dass die 14 verbleibenden Pumpen in einer anderen Gemeinde eingesetzt werden (in Isalo – siehe unter Isalo), wir aber im Zuge eines neuen Projekts und mit besserem Bohrgerät in die Dörfer gehen werden, die jetzt keinen Brunnen bekommen haben.

Wasserversorgung in der Gemeinde Beahitse

Beahitse liegt im trockenen und schwer erreichbaren Süden Madagaskars.
Schon in den Jahren 2008/2009 hatten wir dort 6 Brunnen errichtet.Geplant waren 20 Brunnen, aber der Bau scheiterte an den schwierigen geologischen Verhältnissen.
Wir versprachen den Bewohner wiederzukommen um die Wasserversorgung für die Dörfer zu verbessern. Aufgrund einer Anregung der Bohrfirma BushProof wurde untersucht, welche Lösung zur
Versorgung von 5 Dörfern die beste ist, im Hinblick auf technische Machbarkeit, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Kosten.
Das Ergebnis:
Wir planten 2 Tiefbrunnen mit einem Verteilungsnetz für 5 Dörfer und insgesamt 6 Zapfstellen in der Gemeinde Beahitse.
Mit Sonnenenergie betriebene Pumpen sollten das Wasser von den Brunnen auf einen Wasserturm pumpen. Zum Schutz der Solaranlage war auch ein Wärterhaus mit Ummauerung geplant.
Nach vielen Bohrversuchen, von denen nur zwei in dem kleinen Dorf Ankasy der Gemeinde Beahitse erfolgreich war, haben wir uns zu einer kompletten Umplanung entschlossen. Der Wasserturm wird nicht direkt neben dem Bohrloch stehen, sondern durch eine ca. vier Kilometer lange Druckleitung versorgt. Dadurch steht der Turm, wie geplant, an der höchsten Stelle in der Umgebung. Von dort aus können wir dann die Dörfer Ranoabo Haut und Ranoabo Nord versorgen. Einschließlich der direkt in Ankasy versorgten Personen erreichen wir so ca. 3.000 Bewohner, die - größtenteils erstmalig – Wasser in Trinkwasserqualität zur Verfügung haben.   Juni 2015

 

Neue Trinkwasserversorgung der Gemeinde Beahitse, Madagaskar

Ein Bericht von Dipl.-Ing. Heinz Mühlberger

1. Die Vorgeschichte:
Der Arbeitskreis Entwicklungshilfe Eching startete im Jahr 2009 das Projekt „Trinkwasserversorgung Beahitse“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für technische Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe.
Die Gemeinde Beahitse liegt im sehr trockenen Süden von Madagaskar. Eine vorauslaufend in Auftrag gegebene, umfangreiche Studie prognostizierte gute Erfolgschancen für Bohrungen mit dem verfügbaren, leichten Bohrgerät P201.
Ganz im Gegensatz zur Aussage der Studie mussten wir feststellen, dass die angetroffene, ungünstige hydrogeologische Bodenstruktur eine hohe Fehlbohrungsrate zur Folge hatte.
Es war nun klar, dass eine erfolgversprechende, spätere Fortsetzung der Aktivitäten nur in Form von Tiefbohrungen bei Verfügbarkeit von schwerem Bohrgerät in Frage kommt.
Im weit abgelegenen Dorf Ankasy, wo bei felsigem Grund die Situation hoffnungslos erschien, musste 2009 der Bohringenieur Mathieu von Firma Bushproof beim Besuch von Josef Gerber und mir wegen Aussichtslosigkeit jeden Bohrversuch schon im Vorfeld ablehnen.
Wir gaben den schockierten Dorfbewohnern (Bild 1) damals das Versprechen: „Wirvom AKE kommen wieder, sobald sich eine Möglichkeit mit einem felsbrechenden Bohrgerät ergeben wird!“ Dazu Zeitsprung zu Bild 15: Juli 2014 nach Dorfversammlung zu Vereinbarungen für neue Bohrungen.

2. Die Planungsphase
Im Jahr 2009 konnten wir 6 Brunnen in Betrieb nehmen. Bild 2 zeigt die Dringlichkeit dieser Wasserversorgung, die aber teuer mit zu vielen Fehlbohrungen erkauft werden musste.
Bei meinem Besuch in Madagaskar im Juni 2013 gelang es, die Geschäftsleitung der Bohrfirma Bushproof von der unumgänglichen Notwendigkeit der Beschaffung eines Bohrgeräts P 301 (Bohrtiefe 120m, Bohr- und Schlagwerk d=125mm) zu überzeugen, da der AKE dieses Bohrgerät als Grundvoraussetzung für eine weitere Kooperation betrachtete.
Die Strategie, durch einen neuen Auftrag mit entsprechender Vorauszahlung der ersten Rate der finanzschwachen Firma die Mittel zur Verfügung zu stellen, überzeugte die Geschäftsleitung von Bushproof und wurde auch vom Vorstand des AKE gebilligt. Die umgehende Beschaffung des P301 konnte eingeleitet werden. In einem Crashprogramm starteten noch im September 2013 die ersten Bohrungen in der Gemeinde Isalo.
Die vom AKE in Auftrag gegebene Studie von Bushproof für ein Wasserversorgungszentrum für Beahitse mit Verteilernetz zu zwei bis drei Dörfern brachte 9/2013 infolge der viel zu hohen Kosten kein direkt verwendbares Ergebnis. Mit erheblichem Aufwand für Recherchen und Berechnungen war anhand der Bushproof-Studie ein eigenes Szenario und das entsprechende Anforderungsprofil für die Auslegung der Anlage zu entwickeln, welches nach meiner Vorlage vom 29.02.2014 durch den Vorstand des AKE gebilligt wurde.

2.1 Das Anforderungsprofil:
- Standort Hochbehälter mit Pumpstation auf einer Anhöhe bei Ranoabo Nord, ggf. alterativ Ranoabo Haut, vom Bohrergebnis abhängig, evtl. Leitung nach Ranoabo Süd oder Ankasy
- 6 bis 7 Entnahmestellen
- Demoskopie – Einwohnerzahl aktuell 3.650, Prognose für 2020 ca. 4.500
- Täglicher Konsum 15 Liter pro Kopf, notwendiges Fördervolumen 55m³/Tag

2.2 Die anforderungskonforme Auslegung der Anlage, siehe Vorlage:
- Kreiselpumpe Grundfos, 28 Stufen, Fördervolumen max. 7,5m ³/h (Bild5), aus 100m Tiefe 6m³/h, Nennleistung 4,4KW, Trockenlaufschutz durch extra Schalter
- Solartechnik: 36 Module à 200W = 7,2KW für eine Tagesleistung von min. 55 m³bei bedecktem Himmel
- Wechselrichtersteuerung mit reduzierbarer Leistung zur Rationierung des Fördervolumens bei Absinken des Grundwasserspiegels
- Einfriedung der Pumpstation durch eine Mauer, Höhe 220cm, Haus mit ca. 40 m² für den Anlagenbetreuer

2.3 Die Detailplanung
Besondere Herausforderungen stellten folgende Umfänge dar:
- Statik und Armierung Hochbehälter/Reservoir (12m³). Dabei haben auch Norbert Lichtenfeld und Hans-Jürgen Jäckel sich erfolgreich engagiert.
- Standort Hochbehälter, Volumenfestlegung
- Verteilernetz mit Festlegung der Entnahmestellen (Bild 3), Optimierung nach Besiedelungsdichte (ca. 500 Gebäude im Umkreis von 300-500m) aus Google Earth ermittelt), min. notwendige geodätische Förderhöhen (Volumstrom-relevante Höhendifferenzen zum Reservoir) und Rohrlängen
- Festlegung des Verrohrungsschemas (Verschaltung)
- Berechnung der optimalen Rohrquerschnitte ( 4300m Druckleitung und 3.490m Verteilerleitung) nach Hydraulik- und Kosten-Kriterien.
- Optimierung der Pumpstation: Anordnung Pumpe, Solarfeld, und Gebäude bei Minimierung der Einfriedung

3. Die Tiefbohrungen
Auch mit der neuen Bohrmaschine (Bild 4) stellten sich im Raum Beahitse mehrere Fehlversuche ein. Nur in Ankasy lieferte eine Bohrung 3,5m³/h, das jedoch nicht ausreicht für die Solarpumpe zur Erfüllung der Anforderungen. Da die Ergiebigkeit des Aquifers (Grundwasserstocks) in diesem felsigem Grund von der Breite der angebohrten Spalte abhängt, wurde ein letzter Bohrversuch gewagt, alternativ hätte das gesamte im Container angelieferte Material ohne Verwendung vor Ort wieder abtransportiert werden müssen, gleichbedeutend mit dem Ende der „Mission Beahitse“.
Anfang Januar 2015 wurde die Bohrung Ankasy 2 (in nur ca. 30m Distanz zur ersten Bohrung) gestartet und bis 78,6m Tiefe vorangetrieben. Meldung des Bohrteams am 23. 01. 2015 : Pumpversuch ergibt 9,5m³/h! - voll ausreichend zur Abdeckung der maximalen „Mittags“-Förderleistung der Pumpe und zwischenzeitlich im regulären Förderbetrieb nachgewiesen.
Bei diesem Ereignis kann man durchaus positive „Force Majeure“ vermuten, da nur dieser allerletzte „Wagnis-Bohrungversuch Ankasy 2“ von Erfolg gekrönt war. Unser Versprechen gegenüber den Dorfbewohnern von Ankasy von 2009 hatte sich damit bewahrheitet! Alle waren glücklich.

4. Die Bauphase
Die Mannschaft von Bushproof brach mit 20 Mann und Material am 14.03 2015 nach Beahitse auf. Mitten in der Regenperiode sind die Pisten tief verschlammt, weshalb die Anreise mehr als eine Woche in Anspruch nahm. Am 24.03.2015 war endlich Baubeginn.
Gewerk Firma Bushproof : Wasserturm mit Reservoir, Pumpstation komplett, gesamte Verrohrung – Verteilernetz ab Reservoir (3490 m) zu 6 Entnahmestellen inklusive Zapfhähne ab Pumpstation Verrohrung , Druckleitung (3690m, Druck bis 12 bar. Gewerk Firma Energie Technologie: Einbau Pumpe, Solarfeld (2 Reihen à 18 Module 200W); Verrohrung mit Druckbergenzungs-Schalter, Wasserzähler, Druckminderer für Abzweig 7. Zapfstelle BFAK2 und Verkabelung Module/Wechselrichter/Pumpe, Inbetriebnahme, Wartungsbetreuung, Schulung Pumpenmeister.
Die 4 km lange Druckleitung stellte eine substanzielle Komplikation dar. Der Rohrquerschnitt und damit der Rohrwiderstand war so zu berechnen, dass bei der Gesamt-Förderhöhe von 10 bar an der Pumpe bei 20m Grundwasserspiegel und maximaler Pumpleistung von 4,2KW die Förderleistung von 7,5m³/h gewährleistet ist. Die Beherrschung des durch den hohen Rohrwiderstand erhöhten Betriebsdrucks von maximal 8 bar (ab Brunnenkopf) war dafür die unabdingbare Voraussetzung, also Berechnungsvorgabe. Der Bau des Wasserturms (Bild 6) stellte ebenfalls in diesem Umfeld höchste Ansprüche und musste fast täglich anhand von gesendeten Fotos beobachtet werden. Die Bauphase zog sich bis Ende Juli 2015 hin.

5. Inspektion und technische Bauabnahme
Vom 15. bis zum 23.Juli 2015 unternahmen Norbert Lichtenfeld und ich eine Inspektion vor Ort. Die eigentlich terminierte technische Übergabe konnte nur in Form einer Erfassung und Auflistung der Baumängel und der noch nicht fertiggestellten Umfänge vorgenommen werden. Seitens Bushproof bestanden die Hauptmängel in Undichtigkeiten, Anstrichmängeln und fehlenden Wasserzählern, auch die vielen offenen Bauumfänge sahen wir als kritisch an. In der abschließenden Besprechung mit der Geschäftsleitung von Bushproof am 23.06. signalisierte diese für die gesamte Liste Einverständnis zur Mängelbehebung und Fertigstellung innerhalb von zwei Wochen, was tatsächlich so verifiziert wurde. Der Grad der Fertigstellung erlaubte wenigstens die Austestung der gesamten Anlage am 20.Juli bis zu allen 7 Entnahmestellen. Bei allen Wasserstellen heben wir einen Volumstrom von 20Liter/Min. gemessen, ein voller Erfolg für die Auslegung der Anlage. Seitens der Firma Energie Technologie war die Installation der Elektrik komplettiert, nur beim hydraulischen Umfang mussten wir beim Test improvisieren, da die Armaturen wie Sperr-und Rückschlag-Ventile, der Druckbegrenzungsschalter und das Manometer nicht an der richtigen Position der Verrohrung oder noch nicht verbaut waren. Der Aushub und die Wiederauffüllung der Gräben für die Wasserleitungen, ein Beitrag der Nutzerdörfer, lief nur zäh, aber die Leitungen konnten nach „Animierung“ der Akteure “ just in time“ verlegt werden.
Abschließend ist festzuhalten: Alle Umfänge des Projekts sind bis auf den erst später verfügbaren Hauptwasserzähler seit Ende August 2015 fertiggestellt und alle Mängel beseitigt, was durch M. Feno (Baukontroller) in Form der Endabnahme-Protokolle und durch Fotos bestätigt ist. Beide Firmen haben nach umfangreichen und teilweise „nervigen Interventionen“ unsererseits eine für die lokalen Verhältnisse ausgezeichnete Qualität abgeliefert, die auch nach deutschen Maßstäben als gut zu bezeichnen ist.
Eching, den 15. Oktober 2015


 

 

 

 


Bohrarbeiten in Beahitse



Wir sind präsent!
Unser Vorstandsmitglied Heinz Mühlberger vor Ort am Bohrloch.



Mit der Gemeinde Beahitse (ganz links der Bürgermeister von Beahitse) besprechen wir die Probleme, die beim Bohren aufgetreten sind.